Ein Gedanke zum 09.05.2020
           – dies wird der letzte Gedanke sein, da wir ab morgen wieder gemeinsam Gottesdienst feiern dürfen.

Eine blumische Maiandacht

Jetzt im Frühling sind es die typischen Saison-Blumen, die deutlich sagen: Das Leben beginnt nach dem Winter wieder neu. „Blumisch“ ist einfach, meist verständlich und drückt manchmal mehr aus, als es viele Worte könnten.

Heute wollen wir mal keine Maiglöckchen, Tulpen oder andere Frühlingsblumen mit der Gottesmutter in Verbindung bringen. Stattdessen versuchen wir mal den Vergleich mit einer ganz anderen Pflanze. Vielleicht ist es gerade ein Kaktus, der uns als Christen ein Maßstab für unser Leben sein kann. Er hat nämlich ein paar Eigenschaften, die für uns Christen ein gutes Beispiel sind und die uns vielleicht auch einen neuen Blick auf Maria ermöglichen. Schauen wir also, was uns so ein Kaktus über das Leben lehren kann.

  1. Ein Kaktus ist sehr aufnahmefähig. Kakteen haben sich im Laufe ihrer Entwicklung daran angepasst, dass sie – wenn sie Wasser bekommen – möglichst viel von dieser Feuchtigkeit in sich aufnehmen und speichern.

Er ist damit für unser Leben ein perfektes Vorbild: Immer wieder gibt es Sternstunden, immer wieder schöne Momente und Augenblicke, in denen wir uns Gott nahe fühlen. Doch solche Momente vergehen leider oft allzu schnell. Wie ein Kaktus sollten wir diese Momente in uns speichern. Das würde uns wohl auch Maria vorschlagen, von der es am Ende der Weihnachtsgeschichte heißt: „Sie bewahrte alles, was sie gehört hatte, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“ Wie ein Kaktus hat auch sie diese Frohen Botschaften in sich gespeichert.

  1. Dadurch, dass ein Kaktus so aufnahmefähig ist, hält er auch die trockenen Zeiten durch und bleibt selbst in Dürreperioden am Leben. Er ist von Anfang an darauf eingestellt, dass irgendwann auch mal schlechte Zeiten kommen werden.

Und genau dies musste Maria und müssen auch wir immer wieder erleben. Neben den Sternstunden gibt es auch die Dunkelheit, neben der Freude auch immer wieder Enttäuschungen. Niemand lebt sein ganzes Leben in einer heilen Welt. Maria musste mit ansehen, wie ihr Sohn am Kreuz hing, ihr wurde schon zu Beginn seines Lebens angekündigt, dass sie viele Schmerzen erleiden muss. Vielleicht ahnte sie schon lange, was auf sie zukommen würde und stellte sich schon früh darauf ein. Denn der Kaktus macht uns deutlich: Wenn wir auf die schweren Zeiten vorbereitet sind, können wir vielleicht leichter damit umgehen. Wenn wir die guten Augenblicke, die Sternstunden, die Nähe Gottes ganz intensiv in uns aufnehmen und speichern, können wir vielleicht auch schwere Zeiten besser durchstehen. Der Kaktus verhindert zwar keine Dürreperioden, aber er kommt darüber hinweg – bis zur nächsten Regenzeit. Schaffen wir das auch?

  1. Er hat Dornen. Zwar kann ein Kaktus sehr dekorativ sein, er kann durchaus auch eine angenehme Oberfläche haben. Aber er „stichelt“ eben auch. Ohne wirklich „aggressiv“ zu sein, wehrt er sich damit gegen die, die ihm an das Gute wollen, das er gespeichert hat. Er braucht diese Stacheln um – im wahrsten Sinne des Wortes – standhaft zu bleiben gegenüber den Widrigkeiten seiner Umgebung. Und er braucht diese Stacheln auch, um das Wunderbare zu schützen, das er in sich gespeichert hat.

Auch hier finden wir einen Blick auf Maria, denn auch sie blieb standhaft gegen alle Widrigkeiten – ohne aggressiv zu sein. Selbst wenn Jesus ihr bei der Hochzeit zu Kana sagt: „Frau, was habe ich mit dir zu schaffen“, wird sie nicht wütend und zieht sich nicht zurück: Sie sagt den Dienern dennoch: „Was er euch sagt, das tut!“ Selbst wenn Jesus – wie vorhin in der Lesung gehört – das Gespräch mit seinen Anhängern der Begegnung mit seiner Familie vorzuziehen scheint, bleibt sie dennoch immer an seiner Seite –bis zur Kreuzigung. Maria macht uns vor, was es heißt, standhaft zu bleiben. Bei dieser Standhaftigkeit muss es nicht immer so stachelig sein wie beim Kaktus. Aber wie bei den Kakteen muss wohl jeder und jede Einzelne von uns überlegen: Wie können wir das Gute, das uns geschenkt wurde, das wir in uns speichern konnten, auch wirklich bewahren?

  1. Ein Kaktus blüht! Sie blühen nicht immer und ständig, aber hin und wieder schon.

Das ist der Sinn dieser ganzen anderen Eigenschaften. Es geht nicht nur ums eigene Überleben, es kommt darauf an, andere daran teilhaben zu lassen, was man an Gutem erlebt und gespeichert hat. Wenn man nur für sich selbst sammeln würde, wäre die Welt eine Wüste, die nur aus dornigen, langweiligen Kakteen bestehen würde. Wenn man aber hin und wieder auch anderen davon erzählt, wenn andere an uns die Begeisterung, die Freude spüren, dann können wir trockene Wüsten in blühende Landschaften verwandeln.

Bitten wir Gott um seinen Segen dazu:

Gott,
auf die Fürsprache der Gottesmutter Maria bitten wir dich:
Sei mit uns auf unseren Wegen,
begleite uns in guten und in schweren Zeiten mit deinem Segen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen

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