Liebe Mitchristen in evangelischer und katholischer Gemeinde Stephanskirchens!
Es ist schon eine außergewöhnliche Fastenzeit in diesem Jahr! Ungewollt sind wir ins Nähe-Fasten geraten. »Abstand halten!« – so lautet die Grundregel Nummer eins in diesen Tagen.
Am Karfreitag erleben wir einen Tag, an dem wir auch in der Tradition bewusst »auf Abstand« gehen. Ist er doch der Tag der Stille, Tag der Nachdenklichkeit und Trauer – er ist notwendig bevor das Osterfest kommen kann, denn ohne Trauer kein anschließender Jubel.
In der Corona-Krise müssen wir diesmal erleben, dass mit dem Ende der Fastenzeit unser durch die Krankheitswelle auferlegtes Fasten (noch) nicht zu Ende sein wird. Diesmal müssen wir länger auf vieles verzichten – auch über Ostern hinaus. Gut, dass wir Christen es gewohnt sind, auf Dinge zu verzichten, um uns hinterher umso mehr darüber zu freuen und sie zu schätzen. Sie sind eben nicht selbstverständlich, wie wir in diesem besonderen Jahr erkennen: Gemeinschaft, Gesundheit, Wohlstand, Nähe, gelingende Beziehungen.
Heute erkennen wir deutlicher wie wertvoll sie sind. Der Blick auf das Kreuz ist diesmal ein Blick in den Spiegel, weil wir – wenn auch die meisten von uns in »milder Form« das erleben, was Jesus erlebt: den Moment der Trennung. Das Kreuz, auf das wir als Christen beider Konfessionen am Karfreitag schauen, ist mehr, viel mehr als ein Schlusszeichen. Wir sehen Jesus in seinem Tod – und wir sehen Gott, wie er sich uns hingibt und schenkt. So wird das Kreuz das Zeichen der allergrößten Nähe Gottes zu uns.
Wir laden Sie ein, mit diesen Gedanken auf das Kreuz zu schauen. Kommen Sie am Karfreitag zu einem stillen Gebet vor dem Kreuz in unsere Kirchen und erfahren Sie, wie nahe Ihnen Gott im Kreuz sein möchte. Wir laden Sie zusätzlich ein, auch zuhause dieses Zeichen zu setzen. Stellen auch Sie am Karfreitag-Abend ein Kreuz in Ihr Fenster, beleuchten Sie es am Abend, damit es allen, die es sehen, Gottes Nähe aufzeigt.
Herzlich und im Gebet vor dem Kreuz verbunden. Ihre
Reinhold Seibel, evangelischer Pfarrer
Fabian Orsetti, katholischer Pfarrer
Bild: Jim Wanderscheid, in : Pfarrbriefservice.de